Eine Deutsch-Griechin im Bürgerschaftssaal
Griechische und deutsche Wimpel zierten das Pult der Stadtpräsidentin im Bürgerschaftssaal. Nicht zu einer politischen Veranstaltung. Die Deutsch-Griechische Gesellschaft Lübeck hatte zu einer Lesung mit Linda Zervakis eingeladen. Volles Haus im "hohen Haus" am Freitagabend.
Linda Zervakis ist zwar in Deutschland geboren. Der Name, insbesondere die Nachsilbe -akis verrät die griechischen Wurzeln. Ihre Eltern kamen als sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland, im August bei 17 Grad und Dauerregen, während das Thermometer um diese Jahreszeit in der Heimat manchmal die 40-Grad-Mark knackt.
Der Vorsitzende der Deutsch-Griechischen Gesellschaft, Spiros Aslanidis, ebenfalls Deutsch-Grieche, begrüßte die Besucher, stellte in der ersten Viertelstunde im Gespräch mit der bekannten Nachrichtensprecherin der ARD Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihrem Schicksal heraus.
Linda Zervakis zum Hintergrund des Buches ihrer Lesung: Sie hatte in einem langen Rundfunkgespräch aus ihrem Leben erzählt, Begebenheiten aus dem Alltag, die schon wegen der Sprachschwierigkeiten der Eltern manchmal zu grotesken Situationen geführt hatten. Eine Lektorin des Rowohlt-Verlages hatte die Sendung gehört und Linda Zervakis immer wieder gedrängt, die Geschichten in Buchform zu veröffentlichen. So kam es zu dem Buch mit Geschichten aus dem Kiosk mit dem Titel "Königin der bunten Tüte".
Zu Beginn war das Leben der Familie – neben den Eltern gab es zwei Brüder – nicht einfach. Die Eltern arbeiteten in Fabriken, mussten die Kinder von 6 bis 21 Uhr bei der Tagesmutter lassen. Der Vater war unter anderem bei Phoenix in Hamburg-Harburg beschäftigt. Er wurde arbeitslos, wollte eine Autoreparaturwerkstatt aufmachen. Aber in Deutschland braucht man dafür Papiere, Meisterbrief, Genehmigungen. Auch die Mutter verlor ihre Arbeit.
Irgendwann bot Otto, ein Harburger Kioskbesitzer, der sich zur Ruhe setzen wollte, dem Griechen seinen Kiosk mit Trinkhalle an. Kiosk, Periptero, das ist in Griechenland eine Institution, in der es viele Kleinigkeiten zu kaufen gibt. Vater Christos Zervakis übernahm den kleinen Laden, erweiterte mit Hilfe seiner Frau und am Wochenende mit den Kindern das Geschäft. Es wurde zu einem Treffpunkt im Wohnviertel.
Linda Zervakis war in ihrer Lesung ungemein locker, menschlich. Mit Humor wies sie schon zu Beginn auf einige Handicaps hin. Ein Fuß war geschient. Sie wollte mit Schwung in Hamburg über die Straße gehen und rutschte auf einer Kastanie aus. Eine Erkältung hätte ihre Stimme um eine Oktave nach unten versetzt. Trotzdem kamen die Geschichten, die eingeschobenen Hinweise auf deutsche und griechische Mentalitäten gut an.
Irgendwann, nach einer Stunde etwa, sagte Linda Zervakis, nun komme ein anstrengendes Kapitel, weshalb man eine Pause brauche: "Erstmal Ouzo für alle!" Im Anschluss an die Lesung konnten die Besucher im Foyer des Rathauses beisammen bleiben. Neben der Signierstunde gab es griechische Live-Musik. Einen Beleg dafür, dass die Lesung angekommen war, gab die Buchhändlerin am Büchertisch. Sie war mit 30 Exemplaren des Zervakis-Bandes gekommen, hätte noch mehr verkaufen können. Im Normalfall, so die Expertin, verkaufe sie nach Lesungen im Schnitt fünf Bücher.
Die Deutsch-Griechische Gesellschaft, so ihr Vorsitzender Aslanidis, will demnächst zu kleinen Lesungen einladen, und zwar mit deutschen und griechischen Texten. Viele der Besucher outeten sich im Gespräch als Griechenland-Freunde. Es sei ein Land, in dem sie sofort nach der Landung zuhause sei, sagte auch Linda Zervakis, obwohl sie besser deutsch als griechisch spreche.
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Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder,
wie heute, ging es am 25. März im Jahre 1821 in Kalavryta (Peloponnes) um Freiheit oder Tod. Trotz fast 400-jähriger Besatzung (von 1453 bis 1821) blieb die griechische Identität immer stark. Bischof Germanos von Patras hisste im Kloster von Agia Lavras die griechische Flagge und stiftete das peloponnesische Volk an, sich gegen die Unterdrücker zu erheben.
Daher markiert der 25. März 1821 den Beginn der griechischen Revolution und ist Nationalfeiertag in Griechenland.
Der griechische Unabhängigkeitskrieg (1821–1829) startete, weil die griechische Bevölkerung Selbstbestimmung in Freiheit ersehnte. Sie stand gegen die Herrschaft der Osmanen auf und kämpfte für eine unabhängige griechische Republik. Was dies für Opfer bedeutete, lassen die zeitgenössischen Meldungen aus der Ukraine erahnen.
Unter anderem bleibt das Massaker von Chios unvergessen, auch dank der Darstellung von Eugene Delacroix: 45.000 Soldaten des Sultans haben gewütet und getötet, ca. 45.000 Menschen wurden als Sklaven verkauft (oft direkt danach durch den Besitzer ermordet, damit er einen Platz im „Paradies“ erlangen könnte). Ca. 10.000 bis 15.000 konnten fliehen, ca. 1.200 haben Zuflucht im Konsulat Frankreichs und weiter im Konsulat Österreichs gefunden. Der schottische Historiker Thomas Gordon meint, dass ca. nur 1.800 von ca. 100.000 (bis 120.000) Menschen auf der Insel überlebten.
Die reiche Handelsstadt wurde dem Boden gleichgemacht, u.a. wurde auch die große Bibliothek mit ca. 70.000 Bändern verbrannt.
Das war die Blaupause für weitere solche „Aktionen“.
Freiheit wurde nie verschenkt.
Der 25. März 1821 ist international bekannt. Sogar der US-Präsident feiert den 25. März jedes Jahr, um an die Beiträge Griechenlands zu Demokratie und Freiheit sowie an die aktuellen Beiträge der griechischen Diaspora in ihren neuen Gemeinden zu erinnern. Die griechischen Gemeinden feiern den Tag weltweit, ob in Australien, Skandinavien oder … Deutschland.
Und in Lübeck? Auch wenn wir im Vorstand nicht alle ganz fit wieder resp. sehr eingebunden sind, möchten wir gern heute ankündigen, dass wir den …griechischen Ostertag („Pas-cha“) mit einem Zusammenkommen und in kleiner BBQ-Runde (Grillen!)
am Sonntag, 16. April 2023, um 13 Uhr
im Hause der Kulturen
(Parade 12, 23552 Lübeck, am Kopf der Straße und direkt am Dom!)
feiern möchten.
Für die DGG-Mitglieder wird es selbstverständlich kostenlos sein, für Nicht-Mitglieder werden wir um eine Spende i. H. v. 10 Euro für große, und i. H. v. 5 Euro für kleine Gäste bitten.
Wir haben keine großen Kapazitäten von Lagerung, Kühlung etc. somit werden wir sehr genau Speisen und Getränke kaufen. Daher bitten wir aus organisatorischen Gründen um Anmeldungen an…
Rüdiger Sfinis <ruedigersfinis -et- yahoo.de>
bis zum 9. April 2023.
Bleibt Gesund und zuversichtlich!
Spyridon Aslanidis
Vorstandsvorsitzender
Lübecker ManifestMärz 2022
#LübeckForUkraine
Unsere Haltung gegen den russischen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Ukraine
Wir sind zutiefst bestürzt über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und betroffen über
das Leid unddie Not der dort lebenden Menschen. Der russische Einmarsch istein brutaler
Angriff auf ein souveränes Land und eine klare Völkerrechtsverletzung. Wir verurteilen diesen
Krieg und die Verletzung der Unabhängigkeit der Ukraine hiermit aufs Schärfste. Unsere
Gedanken sind bei allen betroffenen Menschen, denen wir unsere Solidarität versichern
möchten. Unsere Gedanken sind in diesen schwierigen Zeiten bei allen Betroffenen, mit denen
wir auf ein schnelles Ende des Krieges und ein Leben in Frieden hoffen.
Aktuell sind viele Menschen auf der Flucht. Sie erfahren europaweit viel Solidarität und
unbürokratische, humanitäre Hilfe.Auch in Lübeck rollt eine Welle der Hilfsbereitschaft und
Unterstützung auf diversen Ebenen an. Doch es gibt auch besorgniserregende Entwicklungen
indergesellschaftlichenDiskussion,diesichaufStereotypeüberGeflüchteteaus
verschiedenen Regionen beziehen, dass „diese“ Geflüchtete ja zu „unserem“ Kulturkreis
gehörten und Ähnliches. Es darf keine Abstufung zwischen Geflüchteten unddem Leid der
Menschen oder eine Hierarchisierung geben, von Syrien bis zur Ukraine. Es gibt keine „guten“
oder „schlechten“ Geflüchtete, sondern einzig und allein Menschen in Not, die ein Recht auf
Schutz haben, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Bildungsstand oder Religion. Die aktuelleDebatte dazu, die sich in scheinbarer Unterstützung äußert, verurteilen wir inhaltlich aufs
Schärfste. Es sind besorgniserregende Diskurse, die schon jetzt Rechtspopulisten in die Hände
spielen und unsere demokratische Grundwerte angreifen. Wir verurteilen die Aktivitäten all
jener, die sich nun als „Kümmerer“ der „richtigen“ und „westlichen“ Geflüchteten inszenieren,
sonst aber ihre rassistische Hetze gegen die Menschen auf der Flucht weitertreiben.Die
Würde des Menschenistunantastbar. Die freiheitliche-demokratische Grundlageund das
Prinzip der Humanität gilt für alle in Deutschland.
Wir lehnen in gleichem Maße eine Pauschalisierung der russischen Bevölkerung oder
Mitbürger:innen ab–nicht alle sind mit dem Krieg einverstanden, viele sindebenfallsOpfer
der tiefgreifenden Völkerrechtverletzung und der Verletzung von Menschenrechten. Unsere
Solidarität und Unterstützung bezieht sich insbesondere auch auf alle jene, die Widerstand
leisten und sich dadurch selbst in Gefahr bringen.
Lübeck heißt Schutzsuchende willkommen und die Unterzeichnenden werden sich im Rahmen
all ihrer Möglichkeiten für sie einsetzen. Der Zusammenhalt der Gesellschaft ist gerade in einer
solchen Krisensituation notwendig und im stetigen Fokus unserer Aktivitäten.
Unser Bekenntnis...
Wir stehen zum Völkerrechtund zumFrieden!
Wir stehen zur Gleichstellung aller Menschen!
Wir stehen zu den Menschenrechten!
Wir stehen zur Solidarität mit den Schwächeren!
Wir stehen zum Zusammenhalt der Gesellschaft!
Wir stehen zurfreiheitlich-demokratischenGrundordnung!
Wir stehen zu unsererhumanitären Verantwortung!
Lübeck istweltoffen!
Unterzeichner:innen:
Forum für Migrantinnen und Migranten in der Hansestadt Lübeck
Sprungtuch e.V.–Verein für sozialpädagogische Projekte Lübeck
Haus der Kulturen–Interkulturelle Begegnungsstätte e.V.